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„Tatsächlich können wir nur wenig beeinflussen, was beim Publikum ankommt und wie nachhaltig dieses Wissen dort auch bleibt"
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- Sascha Demarmels 2021 zitiert in Kantereit 2021
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Was Sascha sagt, ist eigentlich ein Klassiker, ein schon lange bekanntes Problem. Welches ich in Abbildung 1 kurz skizziert habe.
Wir geben einen Input als Expert:in an eine größere Gruppe weiter, wissen aber nicht, was sie damit macht. Mit großer
Wahrscheinlichkeit gibt es tatsächlich in der Gruppe Personen, die die Inhalte direkt verstehen, anwenden, umsetzen können. Ein
kleiner Teil interessiert sich nicht, andere verstehen nicht sofort und Fragen nach, wiederum andere sind gelangweilt, weil sie
alles schon kennen. Diese Situation herrscht auch in Lerngruppen in der Schule vor. Ich möchte sogar sagen, sie verschlimmert sich
zunehmend.
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„Nicht-Linearität ist in einer [...] Welt, die digitale Logiken als Leitkultur adoptiert, immer öfter nicht die Ausnahme, sondern
Regel."
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- Veronika Lévesque 2021 zitiert in Kantereit 2021
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Die angesprochene Nicht-Linearität verstärkt sich in der heutigen Zeit gravierend. Veronika führt hier vor Allem die Digitalität
als Grund auf. Sicher existieren noch haufenweise andere. Wie sieht Lernen in dieser nicht-linearen Realität aus? Auch hier
versuche ich dies stark vereinfacht zu skizzieren: Wir Lernen in Netzwerken, das heißt wir sind mal Lernende mal Expert:innen. Wir
lernen mit und voneinander. Digitale Arbeitsweisen drängen es uns quasi auf. Hier ein Tutorial, hier ein digitaler Lernpfad,
direkte oder asynchrone Kommunikation über viele Kilometer hinweg. Die Netzwerke sind nicht mehr Personen der unmittelbaren
physischen Umgebung sondern können verteilt an vielen Orten auf der Erde (und bald auch im Weltall?!) sein. D.h. es darf im
schulischen Kontext bald keine durch Hierarchie höhergestellten „Expert:innen“ (hier Lehrer) mehr geben, will man dieser (meiner?)
Auffassung von modernem Lernen folgen.
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„Ziel sind aktive, selbstgesteuerte ExpertInnen, anstatt von passiven, fremdgesteuerten, disziplinierten Lernenden“
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- Lena Walcherberger 2010 zitiert in Tim Kantereit 2020
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Lena gibt die Richtung vor: Lernen muss heutzutage selbstorganisiert, agil, kollaborativ sein. Die Schwierigkeit besteht darin,
dass wir die alten Strukturen aufgeben müssen und Platz machen für neue. Die Tabelle zeigt an, welche Elemente ersetzt werden
müssen (komplexe Domäne löst komplizierte ab).
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Daraus ergeben sich Folgen für den Unterricht und für mich als Fachseminarleiter. Ich muss angehende Lehrkräfte auf den „Shift“,
den Wechsel im Lernverständnis vorbereiten, ihnen helfen handlungsfähig zu bleiben, die Orientierung nicht zu verlieren. Ich habe
mir deshalb folgende Merkmale eines solchen Unterrichtsverständnisses erdacht. Um sie zu konkretisieren, biete ich (passende?)
Fragestellungen an den Unterricht an. Ich nenne es - in Anlehnung an Hilbert Meyer, der mich Zeit meines Studiums begleitet hat und
dem Einfluss der Informationstechnologie:
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Ein Klick auf die Dreiecke öffnet das
Untermenü
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Selbstorganisation und Mitbestimmung der Schüler:innen ermöglichen
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Waren die Schüler:innen motiviert, gemeinsam etwas
zu produzieren?
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Gab es für die Schüler:innen Gelegenheit etwas Neues zu
lernen?
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Konnten die Schüler:innen produktivarbeiten?
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Waren die Schüler:innen in Entscheidungsfindung echt beteiligt?
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Beziehungen und Netzwerke nutzen
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Konnten die Lernenden aktiv mit
anderen in den Austausch gehen?
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Gab es wechselnde Gruppen
bzw. Gesprächspartner:innen?
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Wurden Retrospektiven zur
Auswertung von Gruppenprozessen genutzt?
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Vielfalt wertschätzen und nutzen
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Gab es unterschiedliche Handlungs-Optionen für die Schüler:innen?
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Konnten unterschiedliche Lernwege parallel beschritten
werden?
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Wurden alle Ergebnisse
gewürdigt?
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Konnten die Schüler:innen Sinn und Zweck (einen Purpose)
in ihrem Lernen erkennen?
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Wurden Schüler:innen dazu angehalten, sich Fragen zu
stellen bzw. sich Aufgaben zu wählen, die für sie persönlich wichtig sind?
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Positiv-iterative Fehlerkultur ermöglichen
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Durften die Schüler:innen Fehlermachen?
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Wie wird ermöglicht, dass die Schüler:innen eigenständigLösungen kontrollieren?
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Gab es Gelegenheit für Lernschleifen mit
Fehlerkorrektur und Überarbeitung?
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Gab es Gelegenheit für Peer-Feedback?
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Fluide Strukturen einrichten
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Wurde der Lernraum passend
zur Herausforderung und dem methodischen Rahmen immer wieder neu angepasst?
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Gab es Gelegenheit in unterschiedlichen und wechselndenSozialformen
zu lernen (Einzelarbeit, zu zweit, im Team)?
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War eine Öffnung des
Lernsettings über den Klassenraum/Jahrgang möglich?
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Herausfordernde offene Lernsettings entwickeln
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Hatten die Schüler:innen die Möglichkeit sich vertieft und intensivmit
der Lernaufgabe auseinanderzusetzen?
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Wurden offene Aufgaben gestellt, deren Lösungen über mehrere Wege
möglich bzw. nicht
eindeutig waren?
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Wurden unterschiedliche Sprachkenntnisse der
Schüler:innen berücksichtigt?
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Gab es für die Schüler:innen die Möglichkeit ihre Erfahrung und ihr Vorwissen in
die Lösung und Präsentation der Lösung einzubeziehen?
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Kantereit, Tim; Arn, Christof u.a. (2021): Agilität und Bildung. Visual Ink Publishing, Karlsruhe
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