Was ist ein (Online)-Barcamp?
Zunächst beschreibe ich ein „normales“ Barcamp, wie es vor Corona in Präsenz ablief. Das erste deutsche Barcamp gab es 2006. Der Name hat nichts mit einer Bar zu tun, sondern Bar ist ein
Begriff aus der IT-Branche, das für einen Platzhalter steht, wie z.B. beim Wort Barcode. Das Wort camp wurde hinzugefügt, da die ersten Barcamps über mehrere Tage gingen und man vor
Ort übernachtet hat. Gelegentlich wird das Barcamp auch als Unkonferenz bezeichnet. Das trifft es gut, da wie bei einer Konferenz alle Teilnehmer:innen zusammenkommen, um sich weiterzubilden. Bei
einer Unkonferenz gibt es auch ein übergeordnetes Thema, allerdings werden die Inhalte von den Teilnehmer:innen vor Ort festgelegt und in sogenannten Sessions angeboten. D.h. die Teilnehmer:innen
sind eigentlich Teilgeber:innen. Das Konzept beruht auf Augenhöhe aller Teilgeber:innen.
Da alle mit eingebunden sind, erfolgt ein reger Wissensaustausch, es werden neue Ideen entwickelt, Kontakte geknüpft und Projekte angestoßen.
Während der Corona-Pandemie entwickelten sich verschiedene Formen von Online-Barcamps. Das Grundprinzip ist gleich. Allerdings gab es unterschiedliche Spielarten. So entwickelte
sich z.B.das flipped Onlinebarcamp. Dabei werden schon im Vorfeld des eigentlichen Barcamps Themenvorschläge per Video-Botschaft eingereicht. Unser erstes Mathe-Barcamp lief ebenfalls
so ab.
Wie läuft ein (Online)-Barcamp in der Ausbildung von Lehrer:innen ab?
Das erste Flipped Onlinebarcamp Mathematik am Landesinstitut für Schule in Bremen hatte das Oberthema Differenzieren im Matheunterricht. Alle Referendar:innen wurden in einen Kurs auf itslearning eingeladen. Dort gab es alle Infos zum Ablauf. Die Teilgeber:innen konnten dort Themenvorschläge per Video-, Audio- oder Textbotschaft eingereicht werden. Daraus ergab sich der Sessionplan. Die Teilgeber:innen konnten sich dann auch im Vorfeld über die angebotenen Sessions informieren. Auch war es möglich, dass sich die Referendar:innen in einem Forum per Video, Text oder Bild kurz vorstellen konnten.
Am Tag des Barcamps konnte dann schnell begonnen werden. In einer gemeinsamen Auftakt-Videokonferenz wurde nochmals kurz der Ablauf vorgestellt und nachgefragt, ob noch jemand eine Session nachreichen wolle. Diese Angebote wurden dann noch in den bestehenden Plan eingebunden. Über Links konnten die Teilgeber:innen nun in die verschiedenen Videokonferenz-Räume wechseln. Durch den Sessionplan wussten sie immer was, wann hinter welchem Link passierte. Dokumentiert wurden die Sessions in kollaborativen genutzten PowerPoint Präsentationen. So konnten am Nachmittag drei Sessions a 40 Minuten besucht werden. Als Pausenraum diente eine Gather Town Konferenz. Das nächste Barcamp zum Thema Methoden im Matheunterricht ist schon geplant und wird je nach Inzidenz in Präsenz oder Online stattfinden.
Warum (Online)-Barcamps in der Lehrer:innenausbildung?
Um zu begründen, warum wir erneut ein Barcamp planen, ziehe ich die Ergebnisse der Evaluation hinzu. Ein Barcamp bietet vielen Teilgeber:innen die Möglichkeit neue Erkenntnisse und Ideen zu
sammeln. Das Format lädt zum überwiegend hilfreichen Austausch ein. Die Atmosphäre auf einem Barcamp ist ausgelassen und meistens gut. Es bietet einen gut organisierten Rahmen, für die Inhalte
der Teilgeber:innen.
Eine Session anbieten lohnt sich, da man hilfreiches Feedback erhält. Das motiviert.
Als besonders wird die Freiheit empfunden, jederzeit auch andere Sessions aufzusuchen, und das es praktisch keine Erfahrung mit Barcamps braucht, um sich auf einem Zurechtzufinden. Weiter sind alle auf Augenhöhe. Durch das breite Angebot an Sessions kann jede Referendar:in ein für sie passendes Angebot finden. Da es meist viel Praxis und wenig Theorie gibt, werden die Sessions als gewinnbringend für die eigene schulische Umsetzung gesehen. Ein Barcamp ermöglicht Kommunikation auf Augenhöhe und bietet die Möglichkeit zur Mitbestimmung. Das dies wichtige Elemente sind, kannst du hier nachlesen.
Abschließend lässt sich sagen, dass es m.E. Sinn macht in jedem Ausbildungssemester ein Barcamp anzubieten. So kann sich das Format in seiner ganzen
Wirkung entfalten. Außerdem kann man sich so auf das nächste Barcamp freuen, dass dann vielleicht auch in Echtpräsenz stattfinden kann.
Wenn du Tipps, Fragen oder Anmerkungen für mich hast, schreibe sie mir gerne in die Kommentare. Danke!
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