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#socialdistancing - Videokonferenzen sind die neue Realbegegnung

Wie gestaltet man gehaltvolle Videokonferenzen?

Videokonferenzen sind aktuell DER Ersatz für die Realbegegnung. 

Sie sind ein sinnvoller Einstieg in das Online-Klassenzimmer. Welche Probleme es derzeit mit Videochats gibt, zeigt folgende Abbildung. Ich konnte in meiner letzten Konferenz allerdings nicht gewinnen.

Man sieht aber, womit Videocalls zu kämpfen haben. Sie können die reale Begegnung nicht ersetzen, da physische Präsenz eine intensivere Begegnung ermöglicht. Man kann sich zum Beispiel in die Augen sehen.  Die Aufmerksamkeit schnell sinken, da es manchmal schwierig ist dem verpixelten gegenüber zu folgen, wenn es zu Qualitätseinbußen und zeitversetzte Gespräche durch eine langsame Verbindung kommt. Das führt dazu, dass bestimmte kommunikative Signale von allen Parteien anders wahrgenommen werden. Guido Kopp nennt dies auch medienspezifische Wahrnehmungsunsicherheit.

In den aktuellen Zeiten während der Corona-Krise machen Online-Konferenzen aber dennoch Sinn, auch wenn von einigen Seiten bei Twitter asynchrones, also zeitunabhängiges Arbeiten gefordert wird.

Gerade vertiefende Diskussionen und Aushandlungen lassen sich nicht asynchron klären, oder wenn, dann sehr mühselig. Darum bieten Online-Videokonferenzen hier eine Chance.

Auch Bildungsbrunches und Bildungsbiere werden nun online abgehalten. Dort wird diskutiert und sich ausgetauscht. Videokonferenzen ersetzen dabei die Realbegegnung. 


Ich habe schon festgestellt, dass Diskussionen mit mehr als 6 Personen im Vchat dazu führen, dass sich Personen dem Gespräch entziehen, sich nicht einbringen und keine vertiefende Auseinandersetzung mit dem Thema geschieht. Es ist also ähnlich wie in Offline-Diskussionen. Deshalb sollte man auch Kleingruppen bilden. Quasi um einen  Rahmen zu schaffen, in dem sich die Teilnehmer sicher fühlen und sich eher beteiligen und intensiv mit der Fragestellung, dem Problem oder Thema befassen. 

Welche Möglichkeiten gibt es, um Online-Videokonferenzen gehaltvoll zu gestalten?

Die Antwort ist denkbar einfach! Man stellt Regeln auf!  Grundlegende Regeln in Gruppen ab 6 Personen:


  1. Muten, wenn man nichts zu sagen hat. 
  2. Meldebutton nutzen, wenn man etwas beitragen will.
  3. Moderator festlegen.


Bei weniger als 6 Personen, können diese Regeln entfallen.


Weiter hat Björn Nölte diese Möglichkeit Regeln in schöner Übersicht erstellt.

Eine schöne andere Idee findet man auch von Andrea Reil. Sie hat Onlinemeetingkarten erstellt.

Mein Vorschlag geht eher in Richtung Arbeit mit methodischer Strukturierung. Es gibt tolle Methoden, um die Menschen aktiv in Gespräche miteinzubeziehen. Gute Methoden dafür bieten die Liberating Structures. Hier findest du kurze Übersichten über von mir leicht abgewandelte Methoden, um Videokonferenzen geschickt zu strukturieren und die Teilnehmer verstärkt einzubeziehen.


Ein paar Beispiele aus meiner Übersicht

Vortrag

Gruppengröße: unbegrenzt

Es gibt einen Vortragenden, alle anderen muten sich und hören zu.  Sinnvoll, wenn man einen Inhalt vermitteln möchte. Durch Screensharing auch mit PowerPoint oder Keynote nutzbar. Könnte aber auch asynchron genutzt werden, wenn man den Vortrag zum Beispiel mit Loom einspricht.


Shift’n’Share:

Gruppen: 4-6 Personen. Pro Gruppe, pro Chatraum.

Eine Person hält einen Vortrag mit Möglichkeit zur Nachfrage. Nach einer bestimmten vorher vereinbarten Zeit (zB 10 Minuten) wechselt der Präsentierende. 


Fishbowl Diskussion:

Gruppe: 4-7 Personen im Inkreis (Video und Ton an) beliebig viele im Umkreis (Bildschirm und Ton aus).

Der Innkreis diskutiert ein Thema, der Umkreis macht kollaborativ Notizen in einem Etherpad. Es braucht einen Moderator. Per Meldefunktion kann eine Person aus dem Umkreis in die Diskussion einspringen.


1-2-4-alle

Gruppen: 4-5 Personen, insgesamt beliebig viele Gruppen

Zunächst allein überlegen: Video und Ton aus. Danach zu zweit: jeweils ein Paar in einem Chatraum. Danach zu viert in einen Chatraum. Dann alle in einen Chatraum.


Conversation Café 

Gruppen: 5-8 Personen, Beliebig viele Gruppen

Es braucht einen Moderator. Es wird ein Thema oder Problem anstatt es in großer Gruppe zu diskutieren in kleineren Gruppen diskutiert. In einem Etherpad kann notiert werden 


Experteninterview

Gruppen: 2 Personen (Experte und Moderator) + beliebig viele andere Personen.

Der Moderator interviewt den Experten. Die anderen muten sich und machen das Video aus. Sie sammeln Fragen auf fragmich.xyz. Danach stellt der Moderator noch diese Fragen.


Ich bin an deiner Meinung interessiert. Hast du ähnliche Erfahrungen gesammelt? Was hältst du der methodischen Strukturierung von Videokonferenzen?

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Kommentare: 1
  • #1

    Erich (Donnerstag, 26 März 2020 14:08)

    Sehr schön und prägnant mal dargestellt, was so geht!