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Die Dezentralisierung des Lehrerzimmers

- oder: Chancen eines LMS zur Veränderung des Lernens

Zentrale Lehrerzimmer erfüllen heutzutage nicht mehr die Bedürfnisse aller einzelnen Individuen im Lehrerzimmer. Zum Teil werden heute Teamräume eingerichtet, die eine Dezentralisierung eines klassischen Lehrerzimmers fördern. Aber ich denke es muss noch weitergehen. Durch die zentrale Arbeitsorganisation mit einem Lernmanagementsystem (LMS) wie zum Beispiel itslearning, wie wir es in Bremen haben, ist es möglich, andere Formen der Zusammenarbeit und individuellen Arbeit zu erreichen, die der einzelnen Person besser bei der Erfüllung ihrer Arbeitsbedürnisse hilft und somit zu mehr Freude am Arbeitsplatz und letztlich zur Förderung der Salutogenese beiträgt.


Wie stelle ich mir das vor? Die Antwort ist einfach. Itslearning oder andere LMs bieten alles, um von überall, zu jeder Zeit auf ein zentrales System zu zugreifen und alle Daten abzurufen, die man braucht. Ein physischer zentraler Raum wird damit vollkommen überflüssig. Meine Forderung ist daher: Dezentralisiert die Arbeitsplätze. Moderne Formen sind Coworkingspaces, d.h. Arbeitsplätze, die man sich teilen kann, jederzeit mit jedem anderen, sowohl mit Schüler*innen als auch mit Lehrkräften. Stelle mir das folgendermaßen vor: man nehme eine herkömmliche Schule mit ihren klassischen Klassenräumen. Nun schafft man Bereiche - zum Beispiel Etagen oder auch Abschnitte - in denen bestimmte Räume eine bestimmte Funktion erfüllen. Ähnlich wie in Wutöschingen kommt mir da in den Sinn, Räume für die konzentrierte Arbeit an je einem Einzelarbeitsplatz und erlaubter leiser Kommunikation. Diese Räume sind gefüllt mit individuellen Arbeitsplätzen für Schüler und bieten gleichzeitig Platz für Lehrer*innenarbeitsplätze; sagen wir mal der Einfachheit halber der bis vier Arbeitsplätze. Zudem ist es so, dass diese Räume Jahrgangsgemischt sind, heißt jeder Lerner hat in der Schule einen festen Arbeitsplatz, den er beliebig selbst gestalten, seine Jacke abgeben, wo er seine Sachen in einen Schrank einschließen kann. Gleichzeit sitzen ältere und jüngere SuS zusammen. Die Lehrer*innen haben ebenfalls einen Arbeitsplatz. Diese Arbeitsplätze sind aber keine festen. Die Lehrer*innen haben ein mobiles Endgerät dabei, mit dem sie sich an jeden Arbeitsplatz setzen können. Dadurch dass immer mehrere oder mindestens eine Lehrkraft vor Ort im Raum ist, wird eine permanente Aufsichtspflicht gewährleistet. Ganz nebenbei kann aber die Lehrkraft bzw. können die Lehrkräfte trotzdem an ihren Projekten, Vorbereitung etc. weiter arbeiten. Sie sind für Schüler über das LMS und die Chat-Funktion jederzeit ansprechbar. Ebenso können Sie über das LMS, mit Schülern zum Beispiel Termine absprechen und sie zu einem persönlichen Gespräch einladen. 


Diese Gespräche und andere Formen der Kommunikation finden in einem anderen Gebäudetrakt statt. In diesem Abschnitt sind die Räume mit Möbeln ausgestattet und so eingerichtet, dass Kommunikation begünstigt wird. Das kann zum Beispiel durch Stehtische, Gruppentische Sitzecken etc. gewährleistet sein. Hier treffen sich Schüler*innen und Lehrkräfte, um in Austausch zu treten, gemeinsam an Projekten zu arbeiten, sich gegenseitig zu unterstützen und Hilfe anzubieten, für Feedbackgespräche und dergleichen. Auch hier findet man Arbeitsplätze, die jedoch eher den Fokus auf Kollaboration haben. In diesen Räumen befinden sich alle kreativen Werkzeuge, klassisches Flip Charts, Eddings Klebstoff etc. Gleichzeitig finden sich Drucker und vielleicht einzelne Computer neben den mobilen Endgeräten zur digitalen Kreativ-Arbeit. in diesen Bereichen gibt es mehrere digitale Anzeigegeräte, wie zum Beispiel Flachbildschirme an den Wänden, so dass kleinere Schülergruppen Präsentationen üben und/oder halten können. Auch hier ist durch die Anwesenheit von Lehrkräften die Aufsichtspflicht durchgehend gewährleistet. Jeder Lehrer*in, die sich in diesem Bereich ist, hat automatisch die Pflicht zur Aufsicht. Diese wird erleichtert, da meistens mehrere Lehrkräfte gleichzeitig anwesend sind. Und auch hier kollaborativ arbeiten können. Wie auch im Stillarbeitsbereich der Schule, können auch hier die Flure genutzt werden. 


Ein weiterer Bereich der Schule bietet Platz für traditionelle Unterrichtsformen, wie zum Beispiel Vorträge, Diskussionsrunden, Präsentationen etc. Hier findet man meist digitale Tafeln und eine zentrale Tischausrichung mit Stuhlreihen. Es verabreden sich Lehrer mit ihren Schülern für Vorträge, Lehrer-Experimente, Vorführungen und anderen Formen des lehrerzentrierten Unterrichts.


Als weitere Räume sind noch zu nennen, neben Sanitäranlagen, ein Ruheraum für SuS und für Lehrkräfte, ein Aufenthaltsraum für SuS und Lehrkräfte mit allerlei Möglichkeit zur geistigen Entspannung, wie zum Beispiel einem Kickertisch, Gesellschaftsspielen etc.


Der Pausenhof bietet neben allerlei Spielgerät auch grüne Klassenzimmer, beziehungsweise Arbeitsplätze im Freien. 


Die räumliche und zeitliche Dezentralisierung des klassischen Unterrichts, der klassischen Lernpausen, der klassischen Zusammenkunft im Lehrerzimmer wird durch ein Lernmanagementsystem wie itslearning also möglich und das bereits mit wenig Aufwand, da die bisherige Ausstattung, wie Möbel etc., genutzt werden können. Es erfordert allerdings sehr viel Mut, diesen Schritt zu gehen. Und letztlich bedarf es auch eine gemeinsame Vision, Lernen auf diese Weise gestalten zu wollen.


Diese Ansätze sind nicht neu und auch schon an einigen Schulen umgesetzt. Ich glaube aber, dass sie auch in bestehenden Schulen mit alter Raumstruktur umsetzbar sind. Dezentralisierung des physischen durch die Zentralisierung im virtuellen Raumes macht es möglich. Ein LMS hat daran entscheidenden Anteil.


Und was meint ihr?

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Kommentare: 4
  • #1

    Warst (Freitag, 28 Februar 2020 15:22)

    Das klingt total gut. Ich frage mich, wie man da vorgeht. Alles auf einen Schlag zu ändern wird vermutlich zu Chaos führen, oder?
    Liebe Grüße!

  • #2

    Mart (Donnerstag, 09 Juli 2020 06:39)

    Ab sofort setz ich mich dann einfach zum Arbeiten mal ins Schülercafé und schaue, was passiert. :)

  • #3

    bultea4 (Freitag, 08 Januar 2021 00:14)

    Hört sich echt gut an. Ich befürchte, dass ich es nicht mehr erleben werde so zu arbeiten. Habe nur noch 19 Jahre vor mir.
    Schade, eigentlich!

  • #4

    Melanie (Sonntag, 09 Mai 2021 07:39)

    Könnte ich mir super vorstellen! Was ich noch gerne hätte wäre ein Schülerlabor!