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Erkenntnisse aus dem Routenplaner #digitale Bildung

Erste Hinweise auf Umgang mit neuen Medien:


  1. Ausprobieren
  2. Keine Meinung äußern, wenn man es noch nicht probiert hat.
  3. Neues Ausprobieren zur Gewohnheit machen, als Führungskraft: Experimentierfreudiges Umfeld schaffen
Wie sieht Lernen im Zeitalter der Digitalität aus?

Lisa Rosa unterscheidet Ebenen von Medien 
  1. Ebene der Geräte (Hardware) 
  2. Ebene der Werkzeuge  (Programme)
  3. Sozietal-kulturelle Ebene (Betriebssytem) Erst wenn man diese Ebene versteht, hat man nützliche Vorstellung davon, was man für Lehrtätigkeit brauchen kann.


Lernen bleibt unter der Bedingung der Digitalisierung nicht lernen, wie Zierer postuliert. Das Lernverständnis im digitalen Zeitalter ist, lernerzentriert, erforschend, problemorientiert, perspektivisch, re-kontextualisiert, im Austausch, ergebnisoffen, mit persönlichem Sinn, 


Wissen ist immer Vorläufig und wird beim Lebenslangen Lernen ständig neu überwunden -> Ergebnissoffenheit ist wichtig. Wissen ist multiperspektivisch - jeder muss lernen, begründet vernünftig zu urteilen, anstatt zu glauben was andere sagen.


Weiter muss man lernen, in Netzwerken zu lernen, sowie das Netzwerken zu lernen.

Es sollte gelernt werden, worin sich menschliches und Maschinelles Lernen unterscheiden.


Hinter dem Wort Lernen versteckt sich oft das Wort Lehren. Lernseitige Begriffe lassen nicht auf eine moderne Pädagogik schließen. (vgl. Muuß-Merholz u.a. (2019): Routenplaner #digitaleBildung. S. 151-153)


Mögliche Bildungsziele für das 21. Jahrhundert:


  • Wissen: Mathe, Sprachen etc., Ökonomie, Medienkompetenz
  • Skills: Damit sind Kollaboration, Kritisches Denken, Kommunikation und Kreativität gemeint
  • Charakter: Persönlichkeitsentwicklung, wie Neugier, Achtsamkeit, Resilienz etc.
  • Meta-Lernen: Lernen zu Lernen


Interessant war es für mich zu lesen, dass Websites das sogenannte „Addictive Design“ verwenden. Der User wird dadurch genötigt (oder entwickelt die Bereitschaft), länger als geplant auf einer Seite zu verweilen und vielleicht noch das ein oder andere anzuklicken. Auch die „pull to refresh“-Interfaces gehören dazu. Die Aufmerksamkeit der User wird sozusagen durch Programme gesteuert. Um hier emanzipiert lesen und sich bewegen zu können bedarf es der Kompetenz des „Lesens von nicht-linearen Texten“ (Wampfler): 


Eine Anleitung

  1. Wer im Internet ließt kann es nicht abschalten oder weglegen. Es geht darum bewusst im Netz zu lesen.
  2. Der gute Einstieg ist wichtig. Wikipedia bietet sich an. Auch ein Artikel bei Twitter eventuell, von da an kann man den Links und Verweisen folgen.
  3. Der gute Ausstieg: Selbststeuerung ist wichtig. Es geht nicht darum von Text zu Text zu springen, sondern ihn wegzulegen, wenn man genug hat. Man verliert sich sonst in der Unendlichkeit des Web
  4. Im Netz suchen: Im Netz kann man nach Begriffen, aber auch ganzen Textpassagen suchen. Es gibt keinen zentralen Ort, wie in der Bibliothek, sondern Datenbanken. Diese sind unsortiert, aber über Hyperlinks, Tags, Schlagworte etc. auffindbar.
  5. Zu den Quellen vorstoßen: Im Netz wird oft zusammengefasst und gekürzt. Wer sich also ein wirkliches Bild machen will, muss zu den Originaltexten vorstoßen. Das geht am besten in dem man den Links oder Verweisen folgt.
  6. Texte und ihre Inhalte schnell bewerten können
  7. Social Reading: Im Netz lesen und schreiben. Prosumption, ist das Stichwort. Man produziert und konsumiert Texte gleichermaßen. Das kann eine Datenspur sein, die die konsumierten Texte aufweist oder eigene Beiträge im Netz, z.B. in Blogs u.a.
  8. Wissensmanagement: Emanzipiert lesen heißt, Texte speichern, Bookmarks erstellen, Notizen erstellen. Nützliches Tool ist zum Bespiel: Wakelet.

Das Berliner Modell


Pädagogen treffen immer erst pädagogische Entscheidungen, darum ist Pädagogik vor Technik bestenfalls trivial.

Versperre wir uns vor der neuen Technik, werden Innovationen nicht oder kaum angestoßen.

Es ist kurzsichtig zu glauben, wenn ich x mache dann wird y besser. Es gibt nicht nur lineare Modelle, a la erst kenne ich das Ziel und daraus leite ich dann inhaltliche und methodische, letztlich auch mediale Entscheidungen ab. Das Problem dabei ist, das ich einen blinden Fleck für die neuen Möglichkeiten im Nutzen medialer Mittel entwickle. Das Berliner Modell könnte interessant sein. Es zeigt, dass sich alle Entscheidungen gegenseitig beeinflussen. Es gibt auch keinen eindeutigen Startpunkt.

https://t1p.de/b2pr
https://t1p.de/b2pr

Ein anderes gutes Modell ist das Dagstuhl-Dreieck. Es kann helfen, neue Medien aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Wie wirkt das?  Wie funktioniert das? Wie nutze ich das?

Palliative Didaktik


Komplexität des Wandels bietet keine einfachen Antworten. Mit einfachen Antworten wird nur der Schein der alten Macht, Kontrolle oder Grenzen aufrechterhalten. Man reagiert nur auf Entwicklungen, gestaltet aber nicht selbst welche. 


Die Schule bedient sich der Oralität, Skriptographie und Typographie. Es gab bei der Einführung jeder neuen Technik ein Paradigmenwechsel. Aber ein Wechsel dauerte teilweise Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte. Es wird lange am alten festgehalten. Schule und Bildungsystem werden als Tanker beschrieben, der nur schwerfällig den Kurs ändern kann. Mit der Digitalität der Gesellschaft gibt es eine neue Disruption, die einen erneuten Paradigmenwechsel zur Folge haben muss. Wissen ist nicht mehr nur in einzelnen Köpfen oder irgendwo niedergeschrieben, es ist in einem Netzwerk zwischen den Köpfen gespeichert, verändert sich laufend und ist im Prinzip unbegrenzt. Das erfordert einen neuen Umgang. Kollaboration, gemeinsames Lernen und Erschaffung von neuem und natürlich kritisches Hinterfragen stehen daher an erster Stelle. 

„Anstatt zeitgemäße, offene, kollaborative Formen des Lernen und Lehrens zu ermöglichen, werden Formen des traditionellen Unterrichts in ein digitales Mäntelchen gehüllt“ - Axel Krommer


Begrifflichkeiten

Warum keine 4. Kulturtechnik Medienkompetenz?


digitale Kompetenz als vierte Kulturtechnik ist Quatsch. Digitalisierung beeinflusst und verändert die drei Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen. Digitalität muss daher in den drei Kulturtechniken verankert werden.


Warum man keinen Mehrwert-Begriff braucht. 


Digitale Medien werden daran gemessen, ob sich der Aufwand, sie zu nutzen, lohnt, wenn sich also ein Mehrwert ergibt, der den Medieneinsatz rechtfertigt. Gemessen wird dies an einem traditionellen Verständnis von Unterricht. Dieser ist aber immer auch ohne digitale Medien möglich, ja digitale Medien können sogar störend darin wirken. Daher kann es keinen Mehrwert geben. 


Zum Common Sense Medienbegriff:


Krommer behauptet, dass es keinen Sinn mache nach einer Verbesserung des Unterrichts zu suchen, die digitale Medien potenziell mit sich bringen. Er begründet dies damit, dass am Beispiel des Schreibens. Mit Stift und Papier schreibe man anders und denke man anders, als wenn man die Geschichte tippen würde. Ich habe 38 Leute auf Twitter (noch kein Anspruch auf Representativität!) dazu befragen können. 58% stimmen zu, dass das Denken beim Schreiben mit unterschiedlichen Medien nicht gleich ist. Nur 21% verneinen dies. 21% konnten sich nicht dazu positionieren. Es scheint also was dran zu sein an der Aussage Krommers. Unterschiedliche Medien entfalten unterschiedliche Medienwirkung. Im Falle des Schreibens konnte ich feststellen, dass in den Kommentaren zur Umfrage gesagt wurde, dass das Schreiben mit Stift zu einem tieferen Nachdenken anrege und der Fokus der Konzentration auf dem Inhalt und weniger auf der äußeren Form liege. Beim digitalen Schreiben denke man bereits über die Darstellung nach und schreibt zunächst ins Unreine, da man den Text immer wieder bearbeiten kann. Es wurde auch beschrieben, dass jemand digital mehr mit Farben arbeiteten würde. Es zeigt sich also ein Unterschied durch die Medienwahl. Schreiben mit Hand bietet stärkere Fixierung auf den Inhalt, beim Schreiben mit Tastatur wird die äußere Form schon mitgedacht, bzw. durch die rasche Veränderbarkeit auch in den Fokus gerückt. Die Medienwahl scheint also wirklich die Wirkung zu beeinflussen und sollte daher bedacht werden. Aber sie lässt sich sicherlich nicht durch die Kategorien „besser“ oder „schlechter“ kategorisieren. Daher könnte es in der Tat sein, dass das SAMR Modell nicht dazu verwendet werden sollte digitale Medien nach einem Mehrwert zu untersuchen. 


Digital Natives und Immigrants


Digital Natives oder Digital Immigrants gibt es nicht. Kinder wachsen zwar mit den neuen Medien auf, sie nutzen sie auch nativ, dennoch wirft man ihnen vor, dass sie über die Gefahren nicht richtig aufgeklärt seien. ABER: Kinder wissen über die Gefahren manchmal schon sehr gut Bescheid. Manche sind auch kompetent im Umgang mit Medien, aber manche eben auch nicht. Genauso verhält es sich mit Erwachsenen, die ja gern als digital Immigrants bezeichnet werden. Kinder sollten daher lernen Medienkompetent zu werden. Dazu gehört auch sich im Netz zu präsentieren.


Quizzifizierung


Quizzifizierung (Wampfler (2019): Quizifizierung. In: Muuß-Merholz u.a. (2019): Routenplaner #digitaleBildung) ist konträr zu den 4K, denn die eindeutigen Lösungen ermöglichen kein kritisches Denken, keine Auseinandersetzung mit anderen Perspektiven, kein kreatives Bearbeiten von Problem. 


Es sei denn man sieht sie als Lernprodukte, die die SuS erstellen. So fordern sie ein aushandeln der Fragen, ein kreatives erstellen von Antwortmöglichkeiten, klares Formulieren und Entscheiden über die richtige Abfolge der Fragen.


Oder: eine oder maximal drei Fragen, die aber offen sind und ein Meinungsbild erzeugen. Dieses wiederum kann Auslöser für Auseinandersetzung und Diskussion werden.


Die Motivation aus Quiz-Apps resultiert aus dem Wettbewerb und dem erraten der Lösung, dadurch schwindet letztlich die Motivation für Aufgaben auf höherer Stufe einer Lernzieltaxonomie.


Nike-Didaktik (Krommer (2019))


Den Grundsatz „einfach mal machen!“ empfand ich für mich bisher recht passend. Ich habe immer wieder neues ausprobiert, um zu gucken was geht und was nicht. Ich denke ich gehöre aber eher zum 2.Fall, da ich in meinen Fällen zwar „erst einfach mal mache“ aber mich im Nachgang immer kritisch hinterfrage und auch Feedback-Gespräche mit Schülern führe. Eigentlich denke ich auch im Vorfeld schon über Stolpersteine und Chancen nach, gehöre damit vielleicht doch nicht zu den Nike-Didaktikern Krommers. Aber dann frage ich mich wirklich, wer da wohl unreflektiert ran geht. Ich kenne bisher keine*n Kolleg*in. Praxis und Theorie sind nicht zwei Seiten einer Medaille, sondern bedingen sich gegenseitig.


Die 4K (Mihajlović (2019))


Kommunikation, Kreativität, Kollaboration und kritisches Denken sind die Kompetenzen des 21. Jahrhunderts. Aber sie sind nicht an digitale Medien gebunden, werden jedoch durch diese entscheidend geprägt. 


  • Kommunikation: Stark von Digitalisierung betroffen, da es unglaublich viele digitale Wege gibt zu kommunizieren. Lernende könnte dadurch nach Mihajlović eine aktiviere Rolle in Bildungseinrichtungen bekommen (agile Didaktik?!). 
  • Kollaboration: Etherpads, GoogleDocs, Padlet, Blogs und Lernplattformen ermöglichen neue Formen der Zusammenarbeit 
  • Kreativität: Immer komplexere Probleme entstehen auch durch die Digitalisierung. Kreative Lösungen müssen immer wieder gefunden werden.
  • Kritisches Denken: Haltung die daraus besteht, ernsthaft herausfinden zu wollen, wie etwas ist, geworden ist und wie es verändert werden könnte.

Hilfen

Datenschutz:


Renitenz im Datenschutz: Brandschutz-Vergleich, man versucht jeden Brand zu verhindern, aber gegen einen Waldbrand oder Terroranschlag ist man machtlos.

Pragmatisch arbeiten, nicht nachlässig. Werkzeuge so nutzen, dass keine persönlichen Informationen gespeichert werden und Profile nicht zugeordnet werden können. Wenn möglich ohne Logins arbeiten. Absoluter Datenschutz lässt sich eh nicht umsetzen.


Digitale Didaktik von Wampfler


  • Es gibt keinen Mehrwert bei Einsatz digitaler Medien im Unterricht. Berufliche und Gesellschaftliche Aufgaben haben heute eine digitale Seite. Schreiben, Lesen, Rechnen erfolgen heute auch digital. Digitale Tools können Unterricht nicht verbessern, es gibt keinen Mehrwert, sie verändern ihn!
  • Wissen muss einen Sinn ergeben. Dann eignet man es sich an. Digitale Didaktik heißt eine Lernumgebung zu schaffen in der individuelles Wissen angeeignet werden kann. Hier muss vom Lerner aus gedacht werden. Was hilft SuS morgen mehr zu können als heute, besser imstande zu sein, Verantwortung zu übernehmen?
  • Kommunikation und Kollaboration sind zentral. Das gilt auch für Prüfungssituationen. Menschen arbeiten heutzutage zusammen, und das mit allen erdenklichen Hilfsmitteln.
  • Schule als „Makerspace“: Projektunterricht gewinnt an Bedeutung und wird zum Normalfall. Dann öffnet sich Schule, gegenüber Eltern, aber auch gegenüber Fachleuten, die eingeladen werden. Arbeiten werden einer Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Unterricht entsteht etwas von Nutzen für einen selbst, für andere, für die Gesellschaft.
  • Vernetzung zwischen allen Akteuren der Schule ist wichtig. Man kann auch darüber hinaus denken.
  • Lehrkräfte eröffnen Möglichkeiten, statt Wissen zu vermitteln. Das braucht Flexibilität und Agilität. Begegnungen sind wichtig, weil daraus lernen entsteht.
  • Technik hält sich dabei im Hintergrund, wird nur dort eingesetzt, wo und wenn sie gebraucht wird. Nach Möglichkeit immer von den SuS ausgehend.

Da bin ich anderer Meinung


Stift und Papier sind technische Hilfsmittel, ja. Und gleichzeitig sind sie fast immer und überall parat und damit als Lernmittel sofort einsetzbar. Die Frage hast du mal einen Stift, wird fast immer mit Ja beantwortet. Hast du mal eben Tablet und einen geladenen Pencil dabei, würde vielerorts eher verneint. Hier liegt der entscheidend Vorteil. Der Stift- und Papierunterricht ist praktisch überall und jederzeit abzuhalten. Elektronische Hilfsmittel müssen heute (noch?) oft umständlich besorgt werden, sind dann eventuell nicht geladen oder nicht auf dem neuesten Updatestand, müssen gewartet werden, sind veraltet etc. Darum ist es nicht verwerflich, dass viele Lehrkräfte sich noch nicht darauf verlassen können und wollen. Wenn aber Tische, Wände digital beschrieben werden könnten, oder überall Tablets unpersonalisiert und zur freien Verfügung ausliegen würden, dann würde man eher dazu greifen, als zu Stift und Papier.

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